Mütze eines Walfängers
Manche Objekte offenbaren ihren Wert erst, wenn man die Geschichte dahinter kennt. Diese Mütze gehörte einem Walfänger, der um 1700 auf Spitzbergen war.
Was hat so eine Mütze zwischen den Topstücken des Maritiem Museum zu suchen?
Dick eingepackt gegen die klirrende Kälte konnte man die Männer nur an ihren Wollmützen unterscheiden, die alle unterschiedliche Muster hatten. Das erklärt, warum alle 200 auf Spitzbergen gefundenen Skelette Mützen aufhatten. Die Mütze aus der Ausstellung ist deswegen etwas Besonderes, weil es die Erste war, die 1925 in die Niederlande zurückgebracht wurde.
Einzigartige Geschichte
Der Walfang um Spitzbergen (Svalbard), eine Inselgruppe nördlich von Norwegen, begann im 17. Jahrhundert und wurde von Niederländern und Engländern dominiert. Im Nordwesten des Archipels befand sich eine Insel, die die Niederländer „Amsterdam“ getauft hatten. Auf dieser Insel gab es in der Siedlung Smeerenburg („Smeer“ ist ein anderes niederländisches Wort für Tran) eine Trankocherei, wo die Wale verarbeitet wurden. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es kaum noch Wale in den Gewässern rund um Svalbard. Also zogen die Walfänger und die Kochereien weiter in den Norden. Das nicht mehr benötigte Material und die Gebäude wurden auf Spitzbergen zurückgelassen. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Inseln wieder regelmäßig angefahren, wenn auch aus einem ganz anderen Grund als früher. Spitzbergen war zu diesem Zeitpunkt zu einem beliebten Reiseziel für Touristen geworden: nicht so weit weg und dank günstiger Meeresströmungen gut zu erreichen.
Stummer Zeuge
Die zurückgelassenen Gegenstände aus früheren Jahrhunderten gaben Aufschluss darüber, wie die Walfänger lebten. Zu den Hauptattraktionen gehörten die Gräber. Diese waren im Laufe der Zeit teilweise von Tieren auf der Suche Nahrung freigelegt worden, aber dank des kalten Bodens gut erhalten geblieben. Manche Touristen nahmen Kleidungsstücke oder sogar Knochen aus diesen Gräbern als makabre Souvenirs mit. Ein Besatzungsmitglied der Tjerimai von der Reederei Rotterdam Lloyd – G. J. de Jongh, kehrte im August 1925 von einer dreiwöchigen Reise nach Spitzbergen zurück und brachte diese Wollmütze mit. Noch im selben Jahr schenkte er sie dem Rotterdamer Maritiem Museum. Gleichzeitig übergab er auch zwei Grabtafeln aus Eichenholz mit den Inschriften: „Begraven Pieter Calf von Lansmeer out 23“ (Begraben Pieter Calf von Lansmeer, Alter 23) und „Gerust in den Heer ge(s)torven den 20 April out 19 jaar anno 1779“ (Im Glauben an den Herrn, gestorben am 20. April, Alter 19, anno 1779). Es lässt sich unmöglich feststellen, ob die Mütze einem dieser beiden jungen Männer gehört hat, aber die Alltäglichkeit der Mütze bringt einem diese abenteuerlichen Männer doch etwas näher.